„Quis cantat – bis orat“
Vor einigen Jahren wurde in einem Prominenten-Special von „Wer wird Millionär“ folgende Frage gestellt: „In der Urfassung welchen Liedes wird neben Weihnachten auch Ostern und Pfingsten besungen?“ a) Alle Jahre wieder b) O du fröhliche c) Stille Nacht d) Leise rieselt der Schnee
Hätten Sie’s gewusst? Ich wusste es nicht, aber die Antwort gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist das Lied „O du fröhliche“. Das ist ein Lied, das ich persönlich sehr gerne auch an Ostern oder Pfingsten singen würde!
Johannes Daniel Falk schrieb den Text als „Allerdreifeiertagslied“. Nachdem er selbst vier seiner zehn Kinder an der Typhusseuche verloren hatte, gründete er in Weimar das „Rettungshaus“ für verwahrloste Kinder. Diesen widmete er das Lied 1816. Dabei lautete die 2. Strophe: O du fröhliche, o du selige gnadenbringende Osterzeit – Welt liegt in Banden, Christ ist erstanden.
Was für ein schönes Osterlied! Unsere heute bekannten und an Weihnachten gesungenen Strophen 2 und 3 stammen von Heinrich Holzschuher, einem früheren Gehilfen Falks. So wurde es 1826 als Weihnachtshymnus bekannt. Eigentlich schade, wie ich finde. Da ist uns etwas verlorengegangen. An Weihnachten bekomme ich jedes Jahr Gänsehaut, wenn in der Kirche die Lichter gelöscht werden und die Gemeinde nach dem Segen stehend „O du fröhliche“ singt, begleitet von der Orgel mit allen Registern und dem Posaunenchor mit Oberstimme. Aber vielleicht würde genau diese Stimmung auch wieder verloren gehen, wenn das Lied auch an Ostern und Pfingsten gesungen würde? Ich weiß es nicht. Aber falls unsere Hauptamtlichen mal nicht entscheiden können, welches Lied an Ostern gesungen werden soll, hätte ich da einen Vorschlag…
Die Melodie des Liedes stammt vermutlich aus Sizilien. Bereits 1792 wurde sie für einen Marienhymnus verwendet. In unserem Gesangbuch finden wir das Lied unter der Nummer 44. Aus dem Posaunenchoralbuch spielen wir einen vierstimmigen Satz von Johannes Kuhlo in Es-Dur. Es ist ein wunderbares „Einstiegslied“ für Anfänger oder Wiedereinsteiger, dass man auch nach wenigen Wochen oder Monaten des Übens bereits mitspielen kann. Herzliche Einladung! (PCM/Tabea Lübeck)