„Quis cantat – bis orat“
„Freunde, dass der Mandelzweig“
Dieses Lied, welches im Württembergischen Regionalteil unseres ev. Gesangbuches unter „Schöpfung, Frieden, Gerechtigkeit“ mit der Nummer 655, steht, gehört in die Tinitatis -(Dreieinigkeit)- Festzeit nach Pfingsten zum „Israelsonntag“. Hier geht es um das Verhältnis zwischen Juden und Christen, um Wege der Freundschaft unter ihnen.
„Freunde, dass der Mandelzweig,“ auch „Das Zeichen“ betitelt, ist ein Kirchentagslied, das 1981 in Hamburg hervorgebracht wurde:
Dieses knapp 40 Jahre früher entstandene Gedicht von Schalom Ben-Chorin, darauf eine Melodie von Fritz Baltruweit komponiert, begleitet den jüdisch-christlichen Dialog.
Schalom Ben-Chorin, übersetzt: `Friede Sohn der Freiheit`, wurde 1913 als Fritz Rosenthal in München geboren, ein deutsch-israelischer, jüdischer Journalist und Religionswissenschaftler, setzte sich, trotz seiner Lebensgeschichte für die Überwindung des Antijudaismus und Antisemitismus ein und erwog eine Eventualität einer Theologie nach Ausschwitz. Für Ben-Chorin war der Mandelbaum, im Garten vor seinem Fenster stehend, in den schweren Zeiten des 2. Weltkrieges ein Hoffnungszeichen gegen seine eigene Verzweiflung.
„Das Zeichen“ nennt er sein Gedicht; mitten im mörderischen, sein Volk vertreibenden und vernichtenden Krieg schreibt er 1942, in dieser hoffnungslos empfundenen Nullpunktsituation, diese Zeilen. Diesen Mann, der 1935 aus Nazi-Deutschland nach Israel ins Exil floh, tröstet das leise Erwachen der zartrosaweißen Mandelblüte. Sie ist die erste nach der Winterzeit, wenn noch alles kahl auf den Hügeln rings um Jerusalem ist: Ein Symbol für erwachendes Leben nach dem Winter, ein Fingerzeig für des Lebens Sieg.
Vielleicht in Anlehnung an den Propheten Jeremia 1, V 11-17. Dort heißt es: .des Herrn Wort geschah zu mir… „Ich sehe den Zweig eines Mandelbaumes“ … der Herr sprach zu mir: „Du hast recht gesehen, denn ich wache über mein Wort, das ich halte“. Auf Hebräisch nennt man den Mandelbaum: „Der Wachsame“.
Der Mandelzweig als Zeichen, Gott wacht über seine Schöpfung.
Fritz Baltruweit, ein Liedermacher, Komponist und evangelisch-lutherischer Pastor i. R., setzt eine in freundlichem Dur gehaltene, leichte Melodie auf diesen Text, auch hier ein Fingerzeig: „Das Leben siegt, die Liebe bleibt“!